Seiten

Donnerstag, 28. Juni 2012

Gestern war Abschlussparty, heute Chaostag.
Und ich hatte auf all das sowas von keine Lust. Aber was solls.
Morgen bekomme ich mein Abschlusszeugnis. Morgen ist der letzte Tag an meiner Schule.
Mathe: 4
Deutsch: 2
Englisch: 3
WPK Kunst: 2
WPK Informatik: 2
Geschichte: 3
Erdkunde: 3
Politik: 3
Wirtschaft: 3
W&N: 3
Chemie: 3
Physik: 4
Biologie: 3
Kunst: 2
Sport: 3
Notendurchschnitt: 2,9

Samstag, 23. Juni 2012

Mein Bruder ruft mich, ich soll rauskommen. Also gehe ich runter, öffne die Tür und trete hinaus. Ich sehe meine Oma auf einen unserer Gartenstühle sitzen, und erwarte für einen Moment meinen Opa neben ihr zu sehen. Beim näherkommen muss ich allerdings feststellen, dass dort nur meine Oma sitzt, ich dreh mich um und sehe, dass meine Tante mitgekommen ist. Mein Opa ist letztes Jahr gestorben, wie sollte er hier sitzen? Es ist das erste Mal seit dem Tod meines Opas, dass meine Oma uns besuchen kommt. Sie wirkt nicht unglücklich, sie sitzt dort wie immer und lächelt.
Meine Tante begrüßt mich indem sie mir die Hand reicht, unpersönlich. Ich lächele. Sie hält mir eine Tüte hin und sagt, dass sie mir ein Ballkleid schenken könnte, wenn es mir denn passt. Ich nehme die Tüte entgegen und schaue rein. Rot und weiß. Ich sage danke, und sage ich werde es mal eben anprobieren.
In meinem Zimmer stehe ich vorm Spiegel, das weiche Rote Kleid fließt an mir herab, ist aber gleichzeitig leicht und irgendwie bauschig. Es ist seltsam rot, glänzt aber schwarzrot im Licht. Eine halbe Ewigkeit betrachte ich mich im Spiegel. Es ist schön, ein wunderschönes Ballkleid, das mir auch noch passt. Schade eigentlich. Ich seufze und ziehe es wieder aus. Ich lege es zusammen und bereue es ein klein wenig, dass ich nicht zum Abschlussball gehen werde.
Ich gehe wieder in den Garten und sage, dass es passt. "Gefällt es dir auch?", will meine Tante wissen. Ich nicke. "Aber.. ich habe mich ja schon entschieden nicht zum Abschlussball zu gehen. Zur Party ja, Ball nicht."  Während ich erkläre, schaue ich auf den Boden. Ich fühle mich mies, weil meine Tante mir ein Kleid mitgebracht hat, dass wunderschön ist, aber ich nicht tragen werde, nicht tragen kann. Wie erwartet schauen mich alle seltsam an, auch mein Erziehungsberechtigter, obwohl er das ja schon wusste. Als würde er von mir erwarten, zum Ball zu gehen, nur des Kleides wegen, der Höflichkeit wegen. Aber ich bin es leid das zu tun, was andere von mir erwarten.
Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, ohne bei allem, was ich entscheide, Schuldgefühle zu haben.

Sonntag, 17. Juni 2012

Zimt und Vanille versüßen die Luft in meinem Zimmer. Ich nippe an der 1,5 L Flasche und denke nach, Draußen scheint die Sonne, doch weiter hinten am Himmel bahnen sich kälteverkündene Wolken an. Ich stehe auf und schlurfe aus den Zimmer in die Küche. Kartoffeln, Rotkohl und Braten in Soße stehen auf dem Herd. "Willst du dir dann Fischstäbchen machen?", fragt mein Erziehungsberechtigter mich, er weiß dass ich gerade 'eine vegetarische Phase habe'. Mir gefällt die Frage nicht. Auch sie schaut mich fragend an, beide warten auf meine Antwort. Das nervt mich. Gestern habe ich ihr noch gesagt, ich mache mir keine Fischstäbchen, ich hebe mir den Hunger für die leckere gezwungene Pizza abends auf. Hat sie das vergessen? Gestern hat sie das doch akzeptiert! "Nein, ich muss mir nicht extra Fischstäbchen machen ..", murmele ich, und hoffe sie antworten nichts. Es heißt doch sonst immer ich würde 'Extrawurst' bekommen, doch nun schlage ich sie aus, ich brauche nichts extra. 
Ihre unberhörbare Stimme hallt durch den Raum: "Du musst doch irgendwas essen! Das bisschen Gemüse..! In Fleisch steckt Eisen, .." Bla, bla, bla. Ich werde schon nicht sterben, halt dein Maul. Ich verlasse die Küche und gehe wieder in mein Zimmer. Esse ein Stück Schokolade, zwei, drei. Suche meinen Vollmilchschokoladenriegel, finde ihn nicht und klemme mir ausversehen die Finger zwischen meinen Schranktüren. Ich setze die Wasserflasche an, und sage mir es ist gut so, dass ich den Riegel nicht finden kann. Habe ihn letztens bestimmt meinem Bruder gegeben ... Ich will von dieser Familie weg. Ich werde vielleicht das eine Jahr noch überstehen, und dann ziehe ich aus. Ich werde meine eigenes Leben führen. Ich werde leben.


Sonntag, 10. Juni 2012

I HATE U
Die Bank ist leer, pleite. Wir spielen seit einer Stunde Monopoly und keiner gewinnt oder verliert. Dann klingelt es an der Tür. Ka's Vater macht auf, mein Erziehungsberechtigter will mich abholen. Ich fange an meine Sachen zu packen. Dann klopft es. "Wenn du willst kannst du noch mit Mittagessen, ich würde dich dann hochbringen",  fragt Ka's Vater. Ich nicke und spiele weiter Monopoly.
Nach dem Mittagessen werde ich nach Hause gefahren. Ich bedanke mich und steige aus dem Auto, gehe um unser Haus rum. Ich zittere und mein Herz rast. Die Schlampe und mein Erziehungsberechtigter sitzen im Garten. "Bin wieder da", rufe ich.
"Ach, wirklich? Komm mal gleich her, wir wollen reden!" Ich setze mich zu ihnen.
"Was hast du Patrick gesagt?", fragt sie. Natürlich fragt sie das, was sollte sie sonst von mir wollen.
"Alles. Die ganze Situation hier." Ich gebe mir keine Mühe zu lügen. Der Streit bricht aus. Wir diskutieren, Wut lässt mich weinen, schreien. Wir müssen das jetzt selber hinkriegen! Es wird nicht mehr mit Patrick gesprochen! Wir sind eine Familie, wie halten jetzt zusammen! Bla bla bla. Was solls, mir bleibt noch meine Vertrauenslehrerin. Davon werden sie nichts mitbekommen. Ich spiele Engel, stimme einiges zu, lächle, obwohl ich das nicht will. Das Hauptthema wird verdrängt, dumme Dinge schleichen sich ein, Schleimereien und Träume.
"Ich hätte eine Bitte an dich. Würdest du im September meinen Brautschleier tragen?" Ich hasse es. Kurz vorher hatte sie mich gefragt ob ich das denn überhaupt erlauben würde, dass sie heiraten. Ganz ehrlich, NEIN. Würde ich nicht. Aber das habe ich nicht gesagt.
Ich nicke. Ich schleppe deinen dreckigen Schleier voller Verzweiflung und Angst hinter dir her, ich werde dich zu meiner Beerdigung begleiten. Hauptsache dir geht es gut, was will ich mehr?! Fick dich. Ach und danke für die fünf Euro, ich schätze das gilt als Schmerzensgeld?

Montag, 4. Juni 2012

Ich frage meinen Erziehungsberechtigten, ob ich morgen mit Ka in die Stadt darf.
"Und wer bringt euch hin?"
"Wissen wir noch nicht", antworte ich.
Es vergehen einige Minuten ehe ich ihn dann endlich frage: "Kannst du uns morgen fahren?"
Er lacht und fragt: "Und wer holt euch ab?"
"Ka's Vater."
"Achso. Na dann ist das ja in Ordnung, wenn euch jemand abholt." Ich lächle.

Später höre ich ihn mit ihr darüber reden. Wie nicht anders zu erwarten, hat sie was dagegen.
"Was will die denn schon wieder in der Stadt? Sie war doch die ganzen letzten Wochen ständig unterwegs! War in Düsseldorf, zwei Tage hintereinander bei Ka und am Wochenende war Ka sie bei uns!"
Fick dich doch, denke ich mir. Einmal willst du, dass ich mehr unternehme, und jetzt ist es schlecht? Ich überlege ins Wohnzimmer zu gehen und mich zu verteidigen. Dass ich mit Ka Chemie machen musste (bzw. noch muss) und dass das am Wochenende doch sowieso ihre Idee war. Aber ich lasse es. Soll sie doch in ihrer Unzufriedenheit versinken.
"Außerdem", fängt sie wieder an. "Die hat doch garkein Geld mehr. Will sie die zehn Euro, die sie diesen Monat bekommen hat, gleich wieder ausgeben? Sie soll sich lieber mal überlegen was sie an ihrem Geburtstag machen will. Aber wehe die läd zwanzig Leute ein, dann schmeiß ich die alle raus.." Und weiterer Mist. Liebste Schlampe, ich habe noch 34€, hör mal besser auf so zu tun, als wüsstest du alles über mich. Ach und mein Geburtstag ist zwar erst in hundertzweiundvierzig Tagen, aber ich kann dir jetzt schon sagen, dass es nichts besonderes wird. Vielleicht feier ich auch gar nicht. Es ist nur mein achtzehnter Geburtstag. Es ist ein normaler Tag, nur eine Zahl die sich ändert. Ich steh nicht so auf Partys ..
Ich unterbreche meine Gedanken selbst und schleiche in mein Zimmer, schließe mich von der Welt aus.