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Freitag, 30. März 2012

Morgen fahren sie weg. Sie fahren nach Holland, dort kaufen sie Kaffee und Süßigkeiten und Knabbereien und außerdem Drogen. Das macht sie im Grunde heimlich, aber zumindest mein Erziehungsberechtigter und ich wissen, dass sie es sich holt. Gestört.
Ich werde möglichst spät aufstehen. Vielleicht zu spät. Es wird ein trüber Samstag sein. Allein, nur mein Zwillingsbruder ist noch mit im Haus. Aber er wird die ganze Zeit in seinem Zimmer sein. Der perfekte Samstag. Für diesen Tag habe ich mir vorgenommen zu hungern. Ich werde höchstens morgens etwas essen, damit ich nicht zusammenbreche. Den Rest des Tages trinke ich Tee und Wasser. Mittags und Abends, wenn wir den schon fertigen Salat und die Frikadellen essen sollen, bringe ich meinem Bruder das Essen hoch, damit niemand im Weg ist. Ich werde den Teller bis zum Rand beladen mit dem ganzen fetten, ̶l̶̶e̶̶c̶̶k̶̶e̶̶r̶̶e̶̶n̶ ekligen Essen. Dann werde ich mit meiner Wasserflasche und dem Teller ins Bad gehen, mich verbarrikadieren, mich neben die Kloschüssel hocken und essen. Ich werde mir Bissen für Bissen in den Mund stopfen, gut durchkauen, kauen, kauen, kauen, bis das Essen in meinem Mund nur noch matschige Masse ist. Und dann werde ich die matschige Masse ins Klo spucken. Und das werde ich mit allem machen, was auf meinem Teller liegt. Am Ende den Mund ausspülen mit Wasser.
my experiment

Donnerstag, 29. März 2012

Doch ganz plötzlich taucht es wieder auf ...

Ist es nicht unglaublich wie einfache Dinge einen verzaubern können?
Ganz plötzlich wird dir warm und du musst lächeln und dann spürst du dass du lachst, du bist glücklich.♥

und plötzlich war alles verschwunden ...

Ich höre sie, wie sie falsch lacht, wie sie jemandens Stimme nachstellt. Meine Stimme. Ich höre, wie sie sich lächerlich macht, wie sie mich lächerlich machen will. Ich höre was ihr an mir nicht gefällt, was ich tue, was ich nicht tue und was ihr daran nicht passt. Ich höre Dinge, von denen sie vorgibt sie mir gesagt zu haben, es aber nie getan hat. Wie sie mich in den Schatten zu stellen versucht, und sich selber dabei vernünftig wirken lassen will. Wie sie vorgibt mich zu tadeln, mir beizubringen, dass meine Meinung falsch ist. In Wahrheit jedoch hat sie mich nicht getadelt; sie hatte einfach zugestimmt, mit mir gelacht, Vorschläge gemacht. Hinterlistige. Sie tut nur so als würde sie mich mögen. Sie schleimt und schleimt und schleimt, und lügt meinem Erziehungsberechtigtem dann vor, wie hartnäckig ich doch sei, obwohl sie mir ja von so vielem abgeraten hätte. Sie lügt.
Und plötzlich ist alles verschwunden. Die Narben auf meinem Arm, die Stimmen in meinem Kopf, die Angst. Alles, ich höre ihr nur noch benommen zu wie sie lügt.
Aber egal was ich tuen möchte, sie wird immer einen Weg finden, mich als ein hinterlistiges Kind hinzustellen.
Ich greife zur Glasscherbe und drücke sie in meine Haut.
Ich möchte fallen. ganz tief, so tief es mir möglich ist. Ich möchte sinken. Der Leichtigkeit, der krankhaften Faszination entgegen. Ich möchte am Abgrund meiner selbst stehen.
56,2

Samstag, 24. März 2012

Sein faltiges, altes Gesicht spiegelt sich im Spiegel. Er schaut nicht auf, als ich ins Bad trete. Er wäscht sich die Hände, trocknet sie ab. Ich schlucke. "Opa, fährst du jetzt einkaufen?"
"Ja, wieso?" Er antwortet automatisch. In mir kriecht die Angst hoch.
"... darf ich mitfahren?", piepse ich.
Seine Wut kommt plötzlich. "Wieso willst du wieder mitfahren? Was willst du denn?!" In mir zieht sich was zusammen.
"Darf ich denn mitfahren ..?"
Und wieder. "WIESO? WAS WILLST DU DENN SCHON WIEDER ?!"  Meine Augen brennen und meine Nase kribbelt. Ich will meine Zerschlagenheit, meine Verletzlichkeit zum Ausdruck bringen.
"Okay, dann nicht ..." Ich renne aus dem Bad in mein Zimmer. Möglichst leise, damit das Miststück nichts mitbekommt. Dieses Haus ist so voller Leere. Voller Unverständnis. Warum hast du nicht einfach Nein gesagt?

Freitag, 23. März 2012

Ich will

Ich will ...
... vielleicht zu viel aber in jedem Fall: küssen! Ganz viel, ganz oft und fast überall. Ich möchte in den richtigen Momenten süß gefunden werden. Ich will nachts stundenlang spazierengehen, neben dir auf der Schaukel sitzen und die Sterne beobachten. Ich will solange gekitzelt werden bis ich keine Luft mehr bekomme und mit dir lachen bis uns die Tränen kommen. Ich will beim Frühstück unterm Tisch füßeln und wenn ich morgens aufwache als erstes dein Gesicht sehen. Ich möchte auffangen und aufgefangen werden. Ich will weinen können vor Glück und es soll im Bauch kribbeln, wenn es an der Tür klingelt und du bist es. Ich will mir Geschichten erzählen lassen, die einmal wahr werden und solche, die nur Spinnerei sind. Ich will, dass ich mich ohne dich nicht vollständig fühle, weil deine Nähe süchtig macht. Ich will auch wenn ich nicht bei dir sein kann wissen, dass ich bei dir bin. Ich will bis in den morgen reden, kuscheln und um jede Minute feilschen, die du bei mir bleibst und gewinnen! Ich will verregnete Sonntage mit dir im Bett verbringen, in meinem liebsten Kuschelpulli neben dir sitzen, warmen Vanillepudding essen und die Welt draußen vergessen können. Es soll sich richtig anfühlen, neben ihm aufzuwachen und einzuschlafen. Ich will mich in deinen Augen zuhause fühlen und du sollst der Mensch sein, dessen Hand ich halten möchte, wenn es mir schlecht geht. Ich möchte ständig grinsen müssen, weil es dich in meinem Leben gibt. Ich will deine fehlende Hälfte sein und dir bedenkenlos vertrauen können. Ich will neue Welten erfinden und dir vom Einkaufen deine Lieblingssachen mitbringen, Sommertage in deinen Armen auf einer Wiese verschlafen und nachts die Wünsche deiner Sternschnuppen an dich abgeben. Deine T-Shirts sollen auf der Wäscheleine zwischen meinen hängen und deine Stimme soll mir immer wieder Gänsehaut machen. Du sollst schonmal für mich mitbestellen, wenn ich noch nicht da bin und ich will dich "Schatz" nennen dürfen vor deinen Freunden, ohne dass dir das peinlich ist. Ich will dein Fels in der Brandung sein und von dir beschützt werden, wenn ich Angst habe. Ich will es manchmal gar nicht mehr abwarten können, dich endlich wieder in den Arm zu nehmen. Du sollst dein T-Shirt bei mir "vergessen" damit ich bis zum nächsten mal etwas habe, woran ich riechen kann...

She. 20:55
Weiste wie süß das ist, wenn du da umschlungen liegst und er sagt ' ich hör dein herz schlagen..'

Me 20:56
du machst mir Sehnsucht nach Liebe.

Samstag, 17. März 2012

Sie braucht Stoff zum pesten.

Egal was sie bei mir sieht, was sie von mir hört, was ich tue, was ich nicht tue, was ich trage, oder was ich ihr erzähle. Über alles kann sie pesten, und sei es das banalste.  
Sie: "Das ist doch nicht normal mit den beiden unterschiedlichen Schuhen, so läuft doch niemand rum! Kauft sie sich extra zwei Schuhe dafür."
Er: "Ne, ihre Freundin hat sich die einen gekauft, und sie die anderen. Und dann haben sie den einen jeweils getauscht."
Sie: "Ja trotzdem! Als würde ihre Freundin damit rumlaufen; ich hab noch nie jemanden gesehen mit verschiedenen Schuhen. So laufen vielleicht die in Hollywood rum. Daher hat sie das bestimmt auch. Hat sie einmal wo gesehen, muss sie gleich nachmachen. Oder wie sie neulich ankam >*Stimme nachäff* Ich hab ne zwei geschrieben< , sie soll mal von ihren hohen Ross runter!"
        Hahhahahaaa, ist klar & so. 1. Das mit den unterschiedlich farbigen Schuhen war nicht mal meine Idee. Alex hatte mich darauf angesprochen und ich fand sie gut, und wir haben uns halt beide welche gekauft & getauscht. In Hollywood hab ich niemanden so rumrennen sehen, aber ich kenn schon einige die das so machen. Außerdem, du Miststück, du meintest doch selbst wär ja nicht schlecht, mach ich vielleicht auch mal, oder? & Vor ein paar Wochen habt ihr euch noch gefragt warum ich euch meine Noten nicht mehr sage. Tja, jetzt hab ichs mal und ihr seit immer noch nicht zufrieden oder was? Steig selbst von deinem hohen Ross runter!
Du kannst mich mal. Du suchst nach Lästerstoff, pickst jedes Wort einzeln herraus, verdrehst sie vielleicht noch ein wenig, ein bisschen Drama, ein bisschen frecher Unterton: Tadaa! Und schon kannste ablästern. Miststück.  Schlampe. Hurentochter. Junkie, Alki, Missgeficke.  Fahr einfach zur Hölle, so wie du es mir auch schon geraten hast.

Aber Erziehung bedeutet, auf ein eigenverantwortliches Leben in der Gesellschaft vorzubereiten - nicht halbwüchsige Kinder abzuschotten, als seien sie noch im Kindergartenalter.