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Dienstag, 10. Juli 2012

Mein Kopf platzt gleich. Szenen, Momente von diesem Abend wirbeln in meinem Kopf rum. Ich habe vergessen, wie ich sie ordnen kann. Da ist zu viel im meinem Kopf, ich kann nicht mehr.
Ich, wie ich auf der Decke liege. Um uns die Wiese, schlechte Musik. Wir sind nah am Fluss. Du neben mir, um uns unsere alte Klasse. Al, nicht meine beste Freundin, aber eine unersetzliche. Ich werde müde, und das ist es was mich wirr werden lässt.
Du beugst dich zu mir, und ein Bild taucht in meinem Kopf auf. Für einen Moment, nur eine winzige Sekunde lang glaube ich du küsst mich jetzt. Und das was mich erschreckt ist, dass ich es zugelassen hätte. - Aber du küsst mich natürlich nicht. Du hälst mir einen kleinen Cracker an die Lippen, und ohne nachzudenken öffne ich meine Lippen. Ich muss lächeln, als du mich so fütterst. Einer aus unserer Klasse starrt uns an, doch das stört uns nicht.Ich verfüttere ein Y-Cräcker an dich.
Der Tag vergeht schnell. Schon eine Ewigkeit liege ich auf der Decke, und du hast deinen Kopf auf meinen Bauch gebettet. Und weil ich nicht anders kann, sind meine Hände in deinen Haaren vergraben und spielen mit ihnen. Du guckt auf dein Handy und zwei Stunden sind vergangen.
Doch an diesem Tag warst du nicht die Einzigste, die mich Verwirrt, hat. Obwohl ich noch keinen Schluck getrunken habe, fühle ich mich aufgekratzt, ich lache. Aber wieso? Darüber muss ich schon so lange nachdenken. Ist es, weil ich mich in Bücher flüchte? Die wahre Welt hinter mir lasse, mich von Märchen und unmöglichen Erwartungen einweben lasse? Erwartungen, davon trage ich schon zu viele mit mir rum. Aber vielleicht dehydriere ich; denn ich habe nicht nur Alkohol gemieden, sonder jegliche Art von Flüssigkeit heute. Aber kann Flüssigkeitsmangel einen irre werden lassen? So fühle ich mich.

Mein Kätzchen, dich habe ich seit dem Tag, an dem du schon um fünfzehn Uhr weg musstest, nicht mehr gesehen. Du berührst meinen Arm und das genieße ich. Und weil meine Gedanken nicht mehr kontrollierbar und normal sind, wünschte ich, du würdest dich zu mir legen, dich an mich kuscheln und mich die Welt vergessen lassen. Doch du sagst nur, dass ich mitkommen soll. Hier gibt es keine Toiletten, und alleine pinkeln gehen - wer will das schon. Also gehe ich mit und will so schnell wie möglich wieder zu meiner Decke und mich dort hinlegen.
Doch da begegnet wir ihm. Scheiße verdammt. Ich bin nicht mehr ganz klar im Kopf. Ich weiß was jetzt kommt - er ist betrunken, und knuddelbedürftig. Richtig gefährlich, denn das liebe ich. Ich denke so oft an dich die letzte Zeit, und wünsche mir immer mehr wir wären beste wenigstens gute Freunde.
Du kommst auf uns zu und breitest deine Arme aus. Es schmerzt, so sehr brauche ich diese Umarmung. Es schmerzt, deswegen hebe ich so wie du meine Arme und lasse mich nur allzu bereitwillig von dir umarmen. Ich brauche das viel zu sehr. Es sind nur wenige Sekunden, die ich mit aller Macht festzuhalten versuche. Du bist nun größer als ich, du bist gewachsen, im Gegensatz zu mir. Deine Arme sind stärker, drücken mich an dich, und ich drücke klammere mich an dich. Ich will das genießen, doch habe ich verlernt wie das funktioniert. Irgendwie taumeln wir ein bisschen, aber ja du bist ja betrunken. Denn nüchtern umarmst du mich nie so. Überhaupt nicht. Ich inhaliere deinen Duft, ich lache, ich bin benebelt. »Wie viel hast du getrunken?« frage ich. Du nuschelst eine Antwort, doch die dringt gar nicht zu mir durch, weil sie mir egal ist.
Dieser viel zu kurze Moment, in dem so viel passieren zu sein scheint, zerplatzt und du löst dich aus der Umarmung. Du gehst, ich gehe.


Doch der Abend ist nicht vorbei. Als du mich das zweite mal diese Nacht in den Armen hälst, keuche ich auf. Du drückst mich so doll, dass ich  für einen Moment keine Luft bekomme. Du lachst, und ich stimme mit ein. »So zerbrechlich«, höre ich dich sagen. »Klein, schwabbelig und zerbrechlich.« Du scherzt nur, doch irgendwo trifft es mich.
»Ja, ich bin schwabbelig«, gebe ich lachend zu.
»Bestehst nur aus Schwabbel und Knochen. Und Haare.« Lachen. Du löst dich wieder aus der Umarmung. Und wieder gehen wir aneinander vorbei. Mir wird klar, dass ich dich wohl möglich das letzte Mal umarmen durfte, dich das letzte Mal sehen. Dich werde ich am meisten vermissen.
Es vergehen einige Sekunden, als ich meinem Kätzchen beichte: »Ich will ihn nochmal umarmen.« Und ich weiß ganz genau, dass sie mich in diesem Moment für verrückt hält. Doch das bin ich schon den ganzen Tag. Verrückt, irre, krank, neben der Spur. Ich träume von Küssen und Umarmungen, sehne mich nach Liebe, nach Wärme. Sogar mein Kätzchen will ich jetzt einfach in die Arme ziehen, Ihr Gesicht in die Hände nehmen und sie küssen. Scheiße verdammt, was geht in mir vor? Was passiert mit mir?
Ich glaube, ich bin zerstört.

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