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Samstag, 3. Dezember 2011

Lasst mich bloß nicht im Stich

Ich hatte die Tür einen Spalt breit geöffnet, um zu lauschen.
»Lass das doch«, hörte ich die Stimme meines Opas sagen.
»Ach, die steckt das doch locker weg« erwidert die Schlampe. Dann höre ich ihre Schritte auf der Treppe. Leise schließe ich die Tür, darauf bedacht sie nicht quietschen zu lassen. Dann tat ich so, als wolle ich meinen Hamster füttern. Am anderen Ende meines Zimmers öffnet sich abrupt die Tür.
»Hier, dein Fressen!« rief sie abfällig und wirft mir zwei Packungen Instantnudeln vor die Füße. Als sie wieder aus meinem Zimmer war, kickte ich sie mit dem Fuß fort.
Ich lauschte weiter, und hörte wie sie ins Zimmer meines Bruders ging. Es wunderte mich kein Stück, als sie ihn mit zuckersüßer Stimme ansprach. »So. Wir fahren jetzt. Bis nachher, wir bringen dir auch was mit.«
In meinen Gedanken lief der Song Blood on my Hands ununterbrochen ab, und ich war kurz davor nach der Spitze meines Zirkels zu greifen, um mich abzulenken.
Kurze Zeit später kam sie jedoch mit derselben Zuckersüßen Masche bei mir an. Sagt wie Leid es ihr doch tut, und dass sie soviel am Kopf hätte und wie scheiße meine Eltern doch sind, und das ich für ihre Ausbrüche nichts kann. Das alles war mir nicht neu. So war das ja immer. Dissen, beleidigen. Dann entschuldigen. Ich nehme das äußerlich einfach so an, aber eigentlich wünschte ich mir, sie wäre nie hier hergezogen. Ich hasse sie.
Wieder kam sie in mein Zimmer. »So wir sind jez weg. Bis nachher.« Sie streichelte meine Wange. »Und tut mir leid wegen vorhin. Ist mein Suchtdruck. Aber ich hab das im Griff. Lasst mich bloß nicht im Stich!«  Sobald sie draußen war, wischte ich mir mit den Ärmel über meine Wange, um den Dreck wegzumachen.

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