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Samstag, 11. August 2012

schwach zeichnen sich Schatten auf dem Jetzt ab, hinterlassen Spuren, zeigen mir, dass alles umsonst war.

Ich stehe in der Tür und beobachte meinen tölpelhaften Bruder und meinen ungeschickten Erziehungsberechtigten, wie sie versuchen meinen alten Schrank in einem anderen Zimmer neu aufzubauen. Dem Zimmer von ihr und ihm. Nach weniger als zwanzig Sekunden jedoch trete ich zu ihnen, und helfe dabei, die Türen richtig reinzustellen. Sie lassen es zu. Immerhin gehörte dieser Schrank bis vor kurzem jahrelang mir. Ich muss alle türen rausnehmen, da sie komplett falsch eingeordnet sind. Zusammen probieren wir, wie es am besten geht. Den Krach, den wir dabei veranstalten, entgeht ihr natürlich nicht. Sie ist schon den ganzen Tag so angepisst.
Jetzt trampelt sie die Treppe hoch, kommt zur Tür rein und faucht: »Was macht ihr denn für 'nen Lärm?! Meine Güte, gib das her!« Sie reißt mir die Schiebetür aus der Hand, die ich soeben reinstellen wollte. ich trete einen Schritt zurück. Schweige.
»Was habt ihr hier denn gemacht?!«, will sie wissen, und veranstaltet mehr Lärm als wir vor wenigen Sekunden. Vor Wut stemmt sie sich gegen den Schrank, hebt dieses komische Zwischending an. Alles wackelt. Mein Bruder will etwas sagen, hebt die Arme. Mein Erziehungsberechtigter sagt: »Komm, lass das. Ich mach das schon.« Aber sie denkt nicht daran. Von wegen sie kann eh alles besser, und wir würden ja nur alles falsch machen. In dem Moment passiert es. Die oberen Schiebetüren lösen sich und fallen direkt auf meinen Bruder. Ich vernehme einen dumpfen Schlag, und sehe, wie er sie genau auf den Kopf bekommt. die zweite kann er abwehren. Trotzdem verengen sich meine Augen. Mein Blick huscht zu ihr, dieser Schlampe, die nur meckert es wäre seine eigene Schuld. Am liebsten würde ich ihr die Tür aus den Händen reißen, und ihr so eine mit meiner Faust verpassen, dass sie gegen die Wand fliegt. Wie kann man nur so krank im Kopf sein?!
Ich drücke die Fingernägel in meine Handfläche, trete ein paar Schritte zurück. Mittlerweile hat sie es geschafft, irgendwie die Tür da reinzuquetschen. Sie verlässt den Raum, zischt noch: 
»Seht ihr, so geht's doch! Müssen keine hundert Menschen an dem Schrank rumrandallieren!«, und weg ist sie. Ich stehe nur da, sehe wie sich mein Erziehungsberechtigter den Kopf kratzt, und mein Bruder die oberen Schiebetüren wieder einbaut.»Wollt ja nur helfen«, murmle ich und verlasse den Raum.
In meinem Zimmer finde ich ein Foto vom Schrank, als er noch aufgebaut und unmisshandelt von ihr an meiner Wand stand. Ich schlurfe zurück in das Zimmer von ihr
»Die Türen in der Mitte, müssen sich berühren«, erkläre ich, und zusammen schaffen wir es, dass alles richtig ist.
Von wegen wir machen alles falsch. In dem Moment spüre ich, dass sie hier nichts verloren hat. Sie ist hier einfach eingezogen, eingedrungen, hat das Vertraute beiseite geräumt und nichtssagende Leere geschaffen. Sie hat es geschafft, dass alles nur noch ein schwacher Abklatsch von dem ist, was hier vorher einmal war. Sie hat es geschafft, dass ich mich nicht mehr wohl fühle. Und ich hoffe, ich schaffe es, ihr dasselbe Gefühl entgegenzubringen. Du gehörst hier nicht her. Ich hasse dich.

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