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Samstag, 4. August 2012

Der Geruch nach verwelktem Leben.

Es fühlt sich seltsam an, wieder in meinem Zimmer zu sitzen. Eigentlich sollte es mir vertraut vorkommen, das alles. Wie es sich anfühlt, wenn ich die Wand im gehen berühre, den weichen Stoff meiner Decke auf dem Bett, die vertrockneten Blumen, die einst bunt waren, und jetzt bei jeder meiner Berührung in vergilbt braunen Flocken zu Boden schweben. Der Geruch dieses Ortes, von meinem Zuhause.
Doch es kommt mir eher.. fremd vor. Als wär das alles neu, oder eine Art Déjà-vu. Déjà-vu's passieren einem auch zum ersten Mal, und es kommt einen vor, als hätte man es schon erlebt.
Ich bin wieder da. In meinem Zimmer. Und ich liebe das Gefühl, mich wie ein Fremder zu fühlen.

Noch einmal fahre ich mit den Fingerspitzen meine Wand entlang und halte an der glatten, kühlen Stelle inne. Mein schwarzer Baum, den ich mit Lack auf die Tapete gepinselt hatte, ist noch immer nicht fertig. Ich betrachte ihn eine Weile. Sollte ich ihn irgendwann zu Ende malen? Die linke Hälfte ist vollständig. Viele Äste, kleinere Zweige, immer dünner und schmaler werdend, verirren sich auf grünem Hintergrund.
Die rechte Hälfte weißt nur ein paar dicke Äste auf, diese Seite sieht irgendwie .. tot aus. Tod. Sollte ich unter einem halbtoten Baum schlafen?
So fremd ich mich gerade fühle, umso wohler geht es mir, wenn ich darüber nachdenke. Ich lege den Kopf schief. Ja, halbtote Bäume haben etwas. Unvollständig, halbtot, halblebend. Eigen. Mein Baum ist eigen, nicht gewöhnlich. Und deshalb gehört er in dieses Zimmer einer Fremden, die sich selbst nicht kennt.

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